Grenzgänger
Ideenwettbewerb für ein neues Gegenüber der Würzburger Residenz.
Eine Schulerweiterung und eine Bank müssen hier mit einer Altstadtbebauung, die sich ungeordnet dem Residenzplatz nähert, zurecht kommen, die Einmündung der Theaterstraße in den Platz neu fassen, sich zurück ziehen vor dem Durchblick der Hofstraße auf die Türme und Kuppelen der Stadtmitte, einen Übergang bilden zu der erhaltenswerten mehrschichtigen Bebauung des Platzes.
Eine Schieferwand auf den Spuren der mittelalterlichen Stadtmauer, Festungsformen assoziierend wie sie im Hintergrund auf dem Marienberg noch zu sehen sind, ein Bankgebäude an der der Einmündung der Theaterstraße zum Residenzplatz mit einer Halle, die umstellt ist von geometrischen Spiegelungen der Schieferwand, während das Gebäude selbst nur eine Trennwand zur Straße beiträgt. Von einer Galerie – unter einer Vegetationsschicht, durch die das Licht fällt – führt ein verdeckter Ausgang aus dieser Unterwelt in einen gläsernen Pavillon. Er ist Teil eines Arrangements gegenüber der Residenz, aus der es Maße reflektiert, ohne es mit der Größe dieses historischen Machtrepräsentanten aufzunehmen, anscheinend mehr auf den den Spuren des Geistes, der dort noch immer hindurchschimmert. Man trifft sich hinter der Residenz, wo sich in den zu einem Garten umgestalteten Resten überholter Festungsanlagen die Achsen kreuzen.
Die Modelle aus aus den letzten fünf Jahren hatten sich ihre Umgebung selbst gesucht. Ihre älteren Vorgänger mussten sich den Zwängen einer Modelleisenbahnbebauung fügen. Hier, an einem Wachstumsring einer alten Stadt, ging es offensichtlich darum, die Wahrnehmung der Situation Gestalt werden zu lassen. So etwas geht nicht ohne eine gedankliche Ordnung und eine klare, wenn auch vielschichtige Struktur. Im Winkelwerk der Achsen und Fluchten zwischen Dom, altem Stadtrand und Residenz machte sich die Geometrie der historischen Stadt bemerkbar, und es wurde möglich, trotz kurzer Planungszeit, eine Planungsmethodik aufzunehmen, mit der über Jahrhunderte die praktischen und stilistischen Ansprüche der Städte und ihrer Bauten koordiniert wurden. Obwohl diese ebenso nützliche wie künstlerisch orientierte Art mittelalterlicher und späterer Stadtgestaltung erst noch erforscht werden musste, gelang das auf eine Weise, die auch vor den Forschungsergebnissen der nächsten Jahrzehnte bestehen konnte.